Palais Permanence
(pour tous)
Entwerfen, Master
Nachhaltig bauen bedeutet im Wesentlichen die Vergänglichkeit von Gebäuden auf unterschiedlichen Ebenen vorzudenken. Dieses Studio befasst sich mit der Permanenz von Gebäuden und Orten in der Stadt. Die meist durch Nutzungsänderung determinierte Lebensdauer von Gebäuden verlangt, dass Baustrukturen zukünftig entweder in ihrer Programmierung anpassungsfähig sind oder einfach um – oder abgebaut werden können. Die These dieses Studios ist, dass Beständigkeit und vielfältige Nutzbarkeit eines Gebäudes auch erlangt werden können, wenn es ein Angebot sehr unterschiedlicher, aber spezifischer Räume macht. Dabei steht weniger die Funktion als die bestimmte Eigenschaft der Räume im Verhältnis zum Menschen und der Stadt im Vordergrund des Entwurfs. Wie sieht ein repräsentatives, öffentliches Gebäude für die Gemeinschaft in der Stadt heute aus? Welche Geschichte erzählt es uns zum Ort in der Stadt? In Analogie zu den italienischen Broletti, den kleinen Stadtpalästen, die als öffentliche Profanbauten der Gemeinschaft und der Allgemeinheit dienten, entwerfen wir in diesem Semester einen „Palais Permanence“ (pour tous) für unterschiedliche Orte in Graz.
Repräsentative, öffentliche Gebäude nehmen im Stadtgefüge wichtige Rollen für die Erinnerbarkeit von Orten und die identitätsstiftende Eigenschaft von Stadt ein – Sie geben strukturbildenden Halt. Diese Form der Verankerung von Gebäuden in der Stadt und in der Erinnerung der Menschen interpretieren wir als wichtigen Wert bei der Entwicklung nachhaltiger Gebäudestrukturen. Sie haben das Potenzial zur Stadtentwicklung beizutragen, als Katalysator für neue Stadtviertel zu wirken – oder – wird in der gewachsenen Stadt weitergebaut – können sie vernachlässigte städtische Räume aufwerten und reurbanisieren und somit zur sozialen Nachhaltigkeit des gesamten umgebenden Stadtteils beitragen. In Graz finden wir diese Orte in den potenziellen Zentren der Vororte und der Peripherie wie in Andritz, in Puntigam oder in Ries.
Als Ausgangslage unserer Entwurfsarbeit untersuchen wir Vorbilder aus der Architekturgeschichte auf ihr räumliches Potenzial und interpretieren sie im Konzeptmodell. Z.B. Aldo Rossis bevorzugtes Beispiel, den Palazzo della Ragione in Padua, mit seiner offenen Säulenhalle im Erdgeschoss und dem großen überwölbten Saal darüber. Unverwechselbare Räume – einer der Öffentlichkeit zugewandt mit dem Stadtraum verzahnt – der andere konzentriert sich ganz auf das Innere. „äußerste Prägnanz der Form entspricht hier einem Höchstmaß von Anpassungsfähigkeit an verschiedenartige Funktionen.“ So war der Palazzo im Laufe der Zeit Ratssaal, Pferdestall, Museum oder Konzertsaal.
Überlagert wird diese Analogie mit der Geschichte eines Ortes, die wir je nach Kontext, zukunftsgerichtet neu erfinden oder weitererzählen. Dabei reichern wir die typologisch, räumliche und konstruktiven Ansätze mit atmosphärischen und performativen Eigenschaften an. Das Ziel ist gleichermaßen das Erzeugen von Spielraum und Prägnanz.
Untersuchungsmedium ist in diesem Semester vorrangig das architektonische Modell.